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Gelehrtensteine 

 

 

 

Chinesische Gelehrtensteine

Schon früh zeigten die Chinesen Interesse an besonders schönen Gartensteinen. Kleinere, besonders schöne, oft bizarr geformte Steine wurden später von Gelehrten und Beamten auch in ihrer Wohnung aufgestellt, um sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Diese werden auf Deutsch «Gelehrtensteine», auf Englisch «Scholars’ Rocks», auf Chinesisch «Gongshi» und auf Japanisch «Suiseki» genannt. Gelehrtensteine sollten möglichst so belassen werden, wie sie in der Natur vorgefunden wurden. Dazu werden sie in Holzständer mit entsprechenden Vertiefungen gestellt. Eine Datierung der Steine ist in der Regel nur möglich, wenn es sich um berühmte Steine handelt, die beschriftet oder in der Literatur dokumentiert sind. Alte Holzständer können hingegen aufgrund ihres Stiles zeitlich genauer eingeordnet werden. Meistens sind die Holzständer jedoch neu, weil die alten verloren gegangen sind. Die Beurteilung eines Gelehrtensteines erfolgt anhand von vier Kriterien: Gestalt (Xing), Material (Zhi), Farbe (Se) und Beschaffenheit der Oberfläche (Wen).

Lingbi-Steine (Lingbishi): Die seit der Song-Dynastie (960-1279) am höchsten geschätzten Gelehrtensteine stammen alle vom gleichen Ort, nämlich aus den Lingbi-Steinbrüchen im Norden der Provinz Anhui. Die Steine sind schwarz, grau oder rotbraun mit weissen Kalziteinschlüssen und manchmal farbigen Adhäsionen. Die Oberfläche scheint feucht glänzend. Infolge ihrer hohen Dichte klingen Lingbi-Steine oft, wenn man sie anschlägt.

Ying-Steine (Yingshi): Diese ebenfalls sehr hoch geschätzten Steine stammen von verschiedenen Orten in den Provinzen Guangdong und Guangxi. Sie sind normalerweise dunkelgrau und manchmal mit weissen Kalziteinschlüssen. Geschätzt werden sie hauptsächlich wegen ihrer komplex gemusterten Oberflächen, die oft mit «Grübchen» und «Bläschen» übersät sind.

Taihu-Steine (Taihushi): Sie stammen aus dem Taihu, einem grossen See im Süden der Provinz Jiangsu unweit von Suzhou. Seit der Tang-Dynastie (618-907) werden Taihu-Steine als die schönsten Gartensteine angesehen. Ihre Farbe ist weiss, hellgrau bis gelblich. Durch Auswaschung ergeben sich bizarre Formen. Der Formgebung wurde aber oft durch Bohren, Schleifen und Polieren «nachgeholfen». Als Gelehrtensteine sind Taihu-Steine etwas weniger gut geeignet, da sie von Natur aus relativ gross sind.

Gelbe Wachs-Steine (Huanglashi): Diese wurden erst in der Qing-Dynastie (1616-1911) als Gelehrtensteine entdeckt. Gefunden wurden sie in den Flussläufen der Provinzen Guangdong und Guangxi. Sie sie sind aus Kieselerde entstanden und deshalb sehr hart, vergleichbar mit Jade (im Vergleich zum Speckstein lässt sich der Gelbe Wachs-Stein nicht mit einem Messer ritzen). Ihre Formen sind eher einfach und ohne Durchbrechungen. Geschätzt werden sie hauptsächlich wegen ihrer goldenen Caramelfarbe.

Andere Steine: Daneben gibt es noch eine Vielzahl von anderen Steinen, die als Gelehrtensteine geschätzt wurden: Specksteine (Changhuashi, Shoushanshi), versteinertes Holz (Muhuashi), Xuan-Stein (Xuanshi) usw.


Gelehrtensteine in der Sammlung

GELEHRTENSTEIN in Form eines Elefanten und eines Löwen. Schwarzer, durchbrochener Lingbi-Stein (Lingbishi). Neuer Holzständer. Gesamthöhe 17 cm.

Provenienz: Liulichang, Beijing, 2005.

Photobibliothek.ch 13383


Quaderförmiger GELEHRTENSTEIN. Gelber Wachsstein (Huanglashi). Neuer Holzständer. Gesamthöhe 16 cm.

Provenienz: Liulichang, Beijing, 2006.

Photobibliothek.ch 13382


GELEHRTENSTEIN in Form zweier Berge zur Verwendung als Pinselständer. Rotbrauner Lingbi-Stein (Lingbishi) mit gelblichen bis weissen Kalzitadern. Specksteinständer aus der Qing-Dynastie. Gesamthöhe 10 cm.

Provenienz: Liulichang, Beijing, 2005.

Photobibliothek.ch 13377


GELEHRTENSTEIN in Form zweier Berge zur Verwendung als Pinselständer. Schwarzer Lingbi-Stein (Lingbishi) mit gelblicher Kalzitader. Holzständer aus der Qing-Dynastie mit Resten einer schwarzen Lackierung mit Grundierung. Gesamthöhe 7,5 cm.

Provenienz: Liulichang, Beijing, 2005.

Photobibliothek.ch 13376


GELEHRTENSTEIN in Form einer Mutter mit Kind. Schwarzer Lingbi-Stein (Lingbishi) mit weissen Kalzitadern und farbigen Adhäsionen. Neuer, rotbraun lackierter Holzständer. Gesamthöhe 16 cm.

Provenienz: Yuyuan, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13375


GELEHRTENSTEIN in Form zweier Hunde. Xuan-Stein (Xuanshi) aus der Gegend von Beijing. Neuer, rot lackierter Holzständer. Gesamthöhe 21 cm.

Provenienz: Panjiayuan, Beijing, 2005.

Photobibliothek.ch 13374


GELEHRTENSTEIN in Form eines Berges mit Wasserfällen. Schwarzer Lingbi-Stein (Lingbishi) mit weissen Kalzitadern. Neuer Holzständer. Gesamthöhe 17 cm.

Provenienz: Yuyuan, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13380


GELEHRTENSTEIN in Form eines schwimmenden Vogels. Lingbi-Stein (Lingbishi) mit weissen Kalzitadern. Neuer, reich verzierter Holzständer. Länge des Steines 16 cm.

Provenienz: Bazar und Antiquitätenmarkt, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13379


GELEHRTENSTEIN in Form eines schiefen Felsens. Unbekannter Stein mit starken Erosionsmerkmalen. Neuer Holzständer. Gesamthöhe 11 cm.

Provenienz: Yuyuan, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13378


GELEHRTENSTEIN in Form eines Drachens. Unbekannter rotbrauner Stein. Neuer Holzständer. Gesamthöhe 22 cm.

Provenienz: Yuyuan, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13381


Stark durchbrochener schwarzer GELEHRTENSTEIN. Unbekannter Stein. Neuer Holzständer. Gesamthöhe 13 cm.

Provenienz: Yuyuan, Shanghai, 2004.

Photobibliothek.ch 13385


GELEHRTENSTEIN in Form eines Waschknüppels. Versteinertes Holz (Muhuashi). Neuer Holzständer. Gesamthöhe 11 cm.

Provenienz: Rain Flower Stone Museum, Nanjing, 2004.

Photobibliothek.ch 13384


Der berühmte «Waschknüppel-Berg» in der Nähe von Chengde
(Photo 2006)


Weitere Steine in der Sammlung

Bearbeiteter Speckstein, Höhe 17,5 cm;
Speckstein ist sehr weich und damit besonders gut zu bearbeiten

Regenblütenstein aus Nanjing; Höhe 9,5 cm

Regenblütensteine werden in mit Wasser gefüllten Porzellanschalen zum Verkauf ausgestellt, damit die Farben besonders gut zur Geltung kommen (Photo 2004)


Gelehrtensteine und Gartensteine in chinesischen Gärten

Grosser Taihu-Gelehrtenstein im «Garten des Bescheidenen Beamten» («Zhuozheng Yuan») in Suzhou

Im Wohnhaus des «Bescheidenenen Beamten» steht ein Gelehrtenstein rechts auf dem Tisch und in der Mitte des Tisches sieht man einen geschliffenen Stein in einem reich verzierten Holzständer; auch die Rückenlehne des Stuhles ziert ein geschliffener Stein
(Photos 2004)

Taihu-Gartensteine im «Löwenwald» («Shizi Lin») in Suzhou (Photos 2004)

Grosser Taihu-Gartenstein im «Garten des Verweilens» («Lin Yuan»)
in Suzhou
(Photo 2004)

«Mutter mit Kind» im Palast des Prinzen Gong in Beijing
(Photo 2005)

Der «grösste Gelehrtenstein Chinas» im Sommerpalast in Beijing,
er steht in einem «Ständer» aus behauenem Stein (Photo 2004)


Literatur

[1] Chinesische Gelehrtensteine aus der Sammlung Richard Rosenblum. / Robert D. Mowrry. Herausgegeben vom MUSEUM RIETBERG ZÜRICH. – Zürich: Museum Rietberg 1998. – 4°. 92 S. mit Abb. Krt. – (Die Liebe zum Stein ; 2)

[2] Scholars' Rocks in Ancient China. The Suyuan Stone Catalogue. / Kemin HU. – First edition. – Trumbull, CT: Weatherhill 2002. – 4°. xi, [1], 163, [1] S. mit 188 Farbabbildungen. Pbd. SU.

[3] Suiseki. Kunstwerke der Natur präsentiert von Menschen. / Willi BENZ. – Heidelberg: Verlag Bonsai-Centrum o.J. [1995]. – 4°. 198, [1] S. mit Farbabbildungen. Pbd. ill.

[4] Rochers de lettrés. Itinéaires de l'art en Chine. Musée des arts asiatiques GUIMET 28 mars - 25 juin 2012. Catalogue réalisé sous la direction de Catherine Delacour. Paris: Musée Guimet, Réunion des musées nationaux 2012. – 4°. 159, [4] S. mit Farbabbildungen. Kartonage illustriert.


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