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Daguerres Handbuch, 1839  

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Photographie-Verfahren des 19. Jahrhunderts

Die erste wissenschaftliche Veröffentlichung eines photographischen Verfahrens in der Form, dass danach andere Wissenschaftler in der Lage waren, das Verfahren auch anzuwenden, erfolgte nicht etwa durch Daguerre, sondern durch William Henri Fox Talbot. Auf Drängen der Royal Society gab Talbot in einem Brief an deren Sekretär Samuel H. Christie eine detaillierte Beschreibung seines Verfahrens «Photogenic Drawing» (Photogenisches Zeichnen), die dieser an der Sitzung der Royal Society vom 21. Februar 1839 vortrug.

Die Veröffentlichung des ersten wirklich ausgereiften photographischen Verfahrens, der Daguerreotypie, erfolgte dann am 19. August 1839 vor der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste in Paris. Schon kurze Zeit danach kamen weitere Verfahren zur Anwendung, welche die Daguerreotypie zuerst konkurenzierten und schliesslich nach und nach verdrängten.

Sinnvollerweise muss zwischen zwei Arten von Verfahren unterschieden werden:

  • Direkt-Positiv-Verfahren: Jede Aufnahme ist ein Unikat
  • Negativ-Positiv-Verfahren: Von einem Negativ können praktisch beliebig viele Positive hergestellt werden

Weiter ist es sinnvoll, zu unterscheiden zwischen den eigentlichen photographischen Verfahren und den Photopapieren, die für unterschiedliche Negativ-Positiv-Verfahren angewendet wurden.


Photographische Verfahren

Hier eine Übersicht der wichtigsten frühen photographischen Verfahren, die als in sich geschlossene Systeme betrachtet werden können.

1839-1841   PHOTOGENISCHE ZEICHNUNG – Negativ-Positiv-Verfahren – William Henri Fox Talbot gab sein erstes Verfahren PHOTOGENIC DRAWING im Januar 1839 noch vor der Veröffentlichung der Daguerreotypie bekannt. – Schreibpapier wird mittels Silbernitrat und Kochsalz lichtempfindlich gemacht, belichtet (30...60 min) und mit Kochsalz oder Kaliumjodid stabilisiert (noch keine eigentliche Fixierung mit Natriumthiosulfat). – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, meist Photogramme von Pflanzenteilen u. dgl. Eine photogenische Zeichnung dunkelt nach und ist dunkelbraun bis lila (im Gegensatz dazu bleicht die Kalotypie aus und ist hellbraun bis gelb).

1839-1860   DAGUERREOTYPIE – Direkt-Positiv-Verfahren – Erstes praktikables photographisches Verfahren, erfunden von Louis Jacques Mandé Daguerre. 1839 veröffentlicht, vom französischen Staat gekauft und «der Welt geschenkt». – Eine versilberte Kupferplatte wird mittels Joddampf lichtempfindlich gemacht, nach der Belichtung in Quecksilberdampf entwickelt und mit Natriumthiosulfat fixiert. Die Belichtungszeit, 1839 noch 15...30 Minuten, konnte später auf 10...60 Sekunden verbessert werden. – Erkennungsmerkmale: Die Lichter bestehen aus weissem Amalgam und die Schatten aus spiegelndem Silber, weshalb zur Betrachtung der Hintergrund möglichst dunkel sein sollte.

1841-1851   KALOTYPIE – Negativ-Positiv-Verfahren – 1841 veröffentlichte William Henri Fox Talbot sein verbessertes Entwicklungs-Verfahren, welches er «Kalotypie» nannte. – Schreibpapier wird mittels Silbernitrat und Kochsalz lichtempfindlich gemacht, nach der Belichtung (1...8 Minuten) in Pyrogallol entwickelt und mit Natriumthiosulfat fixiert. Dieses Negativ wird durch Wachsen transparent gemacht und als SALZPAPIERABZUG AB PAPIERNEGATIV zum Positiv umkopiert. – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, meist stark vergilbt (hellbraun bis gelb); typisch ist die grobe Bildstruktur, verursacht durch die Papierfasern des Papiernegativs.

1851-1865   SALZPAPIERABZUG AB KOLLODIUMNEGATIV – Negativ-Positiv-Verfahren – Mit der Erfindung des nassen Kollodiumverfahrens durch Frederick Scott Archer im Jahre 1851 wurde das unempfindliche Papiernegativ schnell durch das viel empfindlichere Kollodiumnegativ verdrängt. Die Belichtungszeit des Kollodiumnegativs, 1851 noch 5...20 Sekunden, konnte später auf 1...10 Sekunden verbessert werden. – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, meist stark vergilbt; im Gegensatz zu Kalotypie ist die Bildstruktur viel feiner.

1852-1863   AMBROTYPIE – Direkt-Positiv-Verfahren – 1852 durch Frederick Scott Archer und Peter Fry erfunden. – Ein unterbelichtetes Glasnegativ wird schwarz hinterlegt und erscheint dadurch als Positiv. Um eine möglichst helle Schicht zu erhalten wurde die Platte in sogenannter «Alabasterflüssigkeit» gebadet. – Erkennungsmerkmale: Erscheint im Durchlicht betrachtet (oder weiss hinterlegt) als Negativ.

1853-1857   PANNOTYPIE – Direkt-Positiv-Verfahren – 1853 erfunden durch Wulff & Co. Paris. – Die Schicht eines unterbelichteten Glasnegativs wird abgelöst und auf ein Wachstuch übertragen. Dadurch wird ein gemäldeähnliches Aussehen erreicht, und das Bild ist unzerbrechlich. – Erkennungsmerkmale: Hellgraue Schicht auf schwarzem Wachstuch mit Leinenstruktur.

1856-1920   FERROTYPIE – Direkt-Positiv-Verfahren – 1856 durch Hamilton L. Smith in Amerika patentiert. – Unterbelichtetes Negativ auf schwarz oder braun lackiertem Eisenblech. Bis ins 20. Jahrhundert hinein beliebtes, vor allem auf Jahrmärkten angewandtes Verfahren. – Erkennungsmerkmale: Hellgraue Schicht auf schwarzem oder braunem Eisenblech (Magnet-Probe).


Photopapiere für Negativ-Positiv-Verfahren

Bei den Negativ-Positiv-Verfahren wurden zur Herstellung des Negativs, je nach Entstehungszeit, unterschiedliche Verfahren angewandt: Papiernegativ (bis ca. 1851), nasses Kollodiumverfahren (1851-1880), Trockenplatte (ab 1871), Films (ab 1888). Zur Herstellung der Abzüge wurden dann wiederum unterschiedliche Photopapiere verwendet, so dass sich eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten ergaben.

Hier eine Übersicht der wichtigsten Photopapiere, die für Negativ-Positiv-Verfahren verwendet wurden.

1839-1865   SALZPAPIER – Photopapier für Negativ-Positiv-Verfahren – Als Salzpapier werden Photopapiere bezeichnet, bei denen der Papierfilz direkt mit Silbersalz lichtempfindlich gemacht wurde. Diese wurden für die ersten Negativ-Positiv-Verfahren verwendet (Beschreibung siehe oben): Photogenische Zeichnung (Photogenic Drawing), Kalotypie (Salzpapierabzug ab Papiernegativ), Salzpapierabzug ab Kollodiumnegativ – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, meist stark vergilbt.

1842-1950   CYANOTYPIE – Photopapier für Negativ-Positiv-Verfahren – 1842 durch John Frederick William Herschel erfunden. Vor allem als billiges Kopierpapier für Positive verwendet, als Planpause noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. – Mit Eisensalzen lichtempfindlich gemachtes Papier wird belichtet und die unbelichteten Stellen in Wasser ausgewaschen. – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, blaue Farbe, bleicht kaum aus.

1850-1900   ALBUMINPAPIER – Photopapier für Negativ-Positiv-Verfahren – 1850 durch Louis Desiré Blanquart-Evrard erfunden. Häufigstes Photopapier des 19. Jahrhunderts. – Lichtempfindliche Silbersalze in einer Schicht aus Hühnereiweiss. – Erkennungsmerkmale: Schicht quillt nicht und ist nicht acetonlöslich. Schicht oft rissig und Papierfilz gut sichtbar. Lichter meist ausgebleicht. Farbe gelbbraun bis rotbraun, mit Goldtonung braunviolett bis schwarz. Papierstärke 0,10 mm (extrem dünn, meist aufgezogen).

1885-1920   GELATINE-AUSKOPIERPAPIER – Photopapier für Negativ-Positiv-Verfahren – 1882 durch William W. Abbney erfunden und 1885 durch Barker verbessert. 1886 «Aristo» von Liesegang, 1891 «P.O.P.» von Ilford, 1892 «Solio» von Kodak. – Lichtempfindliches Chlorsilbersalz in Gelatineschicht auf Barytunterlage. – Erkennungsmerkmale: Schicht quillt und ist nicht acetonlöslich. Immer mit Barytgrund. Oberflächen glänzend, halbmatt und tiefmatt. Farbe rotbraun bis braunschwarz. Papierstärke 0,15 mm.

1880-1930   PLATINOTYPIE – Photopapier für Negativ-Positiv-Verfahren – 1873 durch William Willis erfunden, ab 1879 produziert. Besonders um die Jahrhundertwende von Kunstphotographen wegen der hohen Lichtbeständigkeit benutzt. – Es ergibt sich zunächst ein blassgelbes Bild, welches in einem Platintonbad in ein praktisch unzerstörbares Platinbild überführt wird. – Erkennungsmerkmale: Schichtlos, grauschwarzer Bildton, nicht ausgebleicht, Farmer’scher Abschwächer greift das Bild nicht an.


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