HomeBibliothekBücherBilderObjekteThemen

 

       
Information 
Datenbank 
Archiv 
Downloads 
Publikationen 
Leihgaben 
Links 
Rechtshinweis 
Kontakt 

 

 

 

175 Jahre Photographie 1839-2014

 

   

Zusammenfassung


[1] Point de vue du Gras, 1827 (von Helmut Gernsheim retuschierte Version)

Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833) [2] gelangen 1816 erste Bilder mit der Camera obscura auf Silbersalzpapier. Aber er konnte die lichtempfindlichen Bilder nicht fixieren. Ab 1822 experimentierte Niépce dann mit Judenpech als lichtempfindlicher Schicht. 1827 machte er mit seinem Verfahren, das er «Héliographie» nannte, die berühmte Aufnahme «Point de vue du Gras» [1], die heute als erste Photographie der Welt gilt.

Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) [3] schloss 1829 mit Niépce einen Vertrag [5], mit dem Ziel, das von Niépce erfundene Verfahren weiter zu entwickeln. Nach dem Tod von Niépce (1833) forschte Daguerre allein weiter. Aber erst 1837 gelang ihm eine erste Aufnahme mit einem wesentlich verbesserten Verfahren, welches er «Daguerréotype» taufte. Dominique François Arago (1786-1853), Sekretär der Académie des Sciences in Paris, machte sich zum Anwalt der Sache Daguerres und berichtete erstmals am 7. Januar 1839 vom neuen Verfahren. Die offizielle Bekanntgabe des Daguerreotypie-Verfahrens durch Arago und Daguerre vor der Académie des Science und der Académie des Arts in Paris erfolgte dann am 19. August 1839. Das Verfahren wurde vom französischen Staat gekauft und «der Welt geschenkt».

Ohne Wissen um die Arbeiten von Niépce und Daguerre gelangen 1835 auch William Henry Fox Talbot (1800-1877) [4] erste Aufnahmen in der Camera obscura, die er «Photogenic Drawing» nannte.

1839 gilt heute als das offizielle Geburtsjahr der Photographie. 2014 feiert die Photographie also ihren 175. Geburtstag. Photobibliothek.ch berichtet deshalb Monat für Monat anhand von Originaldokumenten, was 1839 genau geschah. – Zum Abschluss folgt noch ein Ausblick auf die Entwicklung der Photographie in der Schweiz im Jahre 1840.


 


Die drei Erfinder


[2] Nicephore Niépce


[3] Louis Jacques Mandé Daguerre


[4] William Henry Fox Talbot


Bildnachweise

[1] Reproduktion aus der Sammlung

[2], [3] und [4]: Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie, Band 2.2.1, 1891

     

Januar 1839: Daguerres Erfindung wird angekündigt


[5] Vertragsabschluss zwischen Niépce und Daguerre, 1829

Bereits am 6. Januar, also einen Tag vor der ersten offiziellen Ankündigung der Photographie durch Arago, erschien ein Artikel unter dem Titel «Nouvelle decouverte» von H. Gaucheraud in der «Gazette de France» [6]: «Nous annonçon une importante découverte de notre célèbre peintre de diorama M. Daguerre. Cette découverte tient du prodige. Elle déconcerte toutes les théories de la science sur la lumière et sur l'optique, et fera une révolution dans les art du dessin.» Erstaunlicherweise war dieser Journalist bereits bestens unterrichtet - wahrscheinlich von Daguerre selbst -, wenn er schreibt: «Ce n'est point sur du papier que peut opérer M. Daguerre; il lui faut des plaques du métal polis.»

Die erste offizielle Publikation der Ankündigung der Daguerreotypie durch François Arago vom 7. Januar «Fixation des images qui se forment au foyer d'une chambre obscure» erfolgte im 8. Band der «Comptes Rendus» [7]. Darin wurden noch keine genaueren Angaben zum Verfahren gemacht – dieses sollte noch bis zum 19. August geheim bleiben. Auch die Leistungen von Niépce wurden von Arago zwar am Rande erwähnt, aber kaum gewürdigt.

Aufgeschreckt durch die Nachrichten aus Frankreich, schrieb Fox Talbot am 29. Januar einen Brief an Arago, den dieser an der Sitzung der Académie des Sciences vom 4. Februar verlas [7]. Am 31. Januar stellte Talbot sein Verfahren «Photogenic Drawing» der Royal Society in London vor. Mit Talbot meldeten bis August 1839 noch etwa 20 weitere Erfinder ihre Prioritätsansprüche an der Erfindung der Photographie an.

 


 


6. Januar 1839

Erste Publikation über Photographie



[6] La GAZETTE DE FRANCE.
Edition des Provinces et de l'Extérieur. – Dimanche, 6 Janvier 1839. – Titelseite: «Nouvelle decouverte» von H. Gaucheraud.

«Nous annonçon une importante découverte de notre célèbre peintre de diorama M. Daguerre.»


7. Januar 1839

Offizielle Ankündigung durch Arago



[7] COMPTES RENDUS hebdo-madaires des séances de l'académie des sciences.
Publiés conformement à une décision de l'académie. – Tome huitième. Janvier - Juin 1839. – Paris: Bachelier 1839. – Seite 4-7: «Fixation des images qui se forment au foyer d'une chambre obscure» von François Arago. Seite 170-174: Brief Talbots an Arago vom 29. Januar 1839.


Bildnachweis

[5] Figuier, Les merveilles de la science, Bd. 3, 1888

     

Februar 1839: Talbot macht Prioritätsansprüche geltend


[8] William Henry Fox Talbot

Während im Januar 1839 Niépce und Daguerre im Vordergrund standen, ist es im Februar Fox Talbot. Bezüglich Belichtungszeit und Abbildungsqualität reichte zu diesem Zeitpunkt das Verfahren von Talbot «Photogenic Drawing» noch bei weitem nicht an die Daguerreotypie heran, aber für die weitere Entwicklung der Photographie sollte Talbots Positiv-Negativ-Verfahren viel wichtiger werden als die Daguerreotypie. Die wichtigsten Unterschiede waren:

  • Die Daguerreotypie war äusserst feinkörnig – mit einer Lupe konnten kleinste Details erkannt werden –, während Talbots Bilder durch die Struktur  des Papiernegativs grobkörnig wirkten und der Tonumfang geringer war.
  • Die Daguerreotypie war bereits eine Art Entwicklungsverfahren, bei dem das latente, noch unsichtbare Bild mit Quecksilberdampf entwickelt wurde. Talbots «Photogenic Drawing» war dagegen ein reines Auskopierverfahren mit entsprechend langer Belichtungszeit. Die Belichtungszeit vergleichbarer Aufnahmen lag 1839 für Daguerreotypien bei 10 bis 20 Minuten, für Talbots Verfahren bei etwa 1 Stunde. Bereits 1841 gelang es Daguerre, die Belichtungszeit unter 1 Minute zu drücken, und auch Talbot erreichte mit seinem Entwicklungsverfahren «Kalotypie» Belichtungszeiten von 1 bis 2 Minuten; damit wurden erstmals Porträtaufnahmen möglich.
  • Bei der Daguerreotypie war jedes Bild ein spiegelverkehrtes Unikat aus Metall und Glas. Im Gegensatz dazu konnte Talbot mit seinem Negativ-Positiv-Verfahren beliebig viele seitenrichtige Papierabzüge herstellen. Während die Daguerreotypie um 1860 ausstarb, hatte Talbots Negativ-Positiv-Verfahren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Bestand.

Talbot stellte sein Verfahren am 31. Januar erstmals der Royal Society in London vor. «Some Account of the Art of Photogenic Drawing» wurde von Talbot anfangs Februar als Privatdruck in geringer Auflage an Herausgeber und Freunde verteilt. Darin machte er jedoch keine genaueren Angaben zum Verfahren. Erst auf Drängen der Royal Society gab Talbot Näheres zum Verfahren in einem Brief an deren Sekretär bekannt. «An Account of the Processes employed in photogenic Drawing, in a Letter to Samuel H. Christie»  wurde dann am 21. Februar vor der Royal Society verlesen. Teile der beiden Beiträge wurden darauf in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt. Im «Philosphical Magazine» [9] wurde erstmals der vollständige Text beider Teile zusammen veröffentlicht.



[10] Talbots Landsitz «Lacock Abbey». Als Talbot sein Verfahren der Royal Society vorstellte, bezeichnete er «Lacock Abbey» als das erste Gebäude, «von dem jemals bekannt wurde, dass es sein eigenes Abbild gezeichnet habe» [9a].


 


31. Januar 1839

«The Art of Photogenic Drawing»



[9] The London and Edinburgh Philosophical Magazine an Journal of Science.
Vol. XIV, March 1839. – London: Taylor 1839.



[9a] Some Account of the Art of Photogenic Drawing
(Read before the Royal Society on the 31th of January, and communicated by the Author). / [William] H[enry] F[ox] TALBOT.


21. Februar 1839

Erste praktische Anleitung
zur Herstellung einer Photographie



[9b] An Account of the Processes employed in photogenic Drawing, in a Letter to Samuel H. Christie
(Read before the Royal Society, Feb. 21, 1839). / [William] H[enry] F[ox] TALBOT.


Bildnachweise

[8] Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie, Band 2.2.1, 1891

[10] Annals and Antiquities of Lacock Abbey, 1835, Frontispiz

     

März 1839: Dioramabrand und Herschels Fixiermethode


[11] Daguerres Diorama um 1930


[12] Berichterstattung über den Dioramabrand im Kunstblatt

Mitten in den Vorbereitungen zur endgültigen Bekanntgabe des Daguerreotypie-Verfahrens erlitt Daguerre einen schweren Schicksalsschlag: Das Diorama [11] brannte ab, und mit ihm auch sein Atelier und Labor sowie 40 Daguerreotypien, wie das Kunst-Blatt zu berichten weiss [12]. Daguerre war den Lesern der Zeitschrift durchaus bekannt, denn ein Jahr zuvor hatte diese noch über das neue Dioramabild von Daguerre berichtet, welches das Innere der Kirche von Monreale darstellte.

Ein letzter Hinweis auf das Diorama findet sich in der Gazette de France vom 19. Februar 1839. Dort wurde auf das neueste Dioramabild verwiesen, den Bergsturz von Elm, das durch den Brand zerstört wurde.


[13] Herschel, Radierung nach einer Photographie, um 1860

John Frederick William Herschel (1792-1871) [13] wird oft, neben Niépce, Daguerre und Talbot, als «vierter Erfinder der Photographie» bezeichnet. Bereits 1819 beschrieb er die Eigenschaften von Natriumthiosulfat. Am 14. März 1839 wies er an der Sitzung der Royal Society darauf hin, dass Natriumthiosulfat viel besser als Fixiermittel geeignet sei als Kochsalzlösung, welches Daguerre und Talbot verwendeten. Den überarbeiteten und erweiterten Bericht veröffentlicht er jedoch erst am 20. Februar 1840. Natriumthiosulfat ist bis heute das wirksamste Fixiermittel geblieben.

Herschels Bericht [14] ist somit seine erste und wichtigste Veröffentlichung zur Photographie. Sie beschreibt, neben der Fixierung mit Natriumthiosulfat, ein Direktpositiv-Kopierverfahren und den sog. «Herschel-Effekt». Ausserdem führt hier Herschel erstmals die Begriffe «Negativ» und «Positiv» in die Photographie ein.


 


8. März 1839

«Heute verbrannte das Diorama...»

[11] Vue de Paris - Vue du Château d'Eau [mit DIORAMA]. Stahlstich, Plattengrösse 22,2 x 29,7 cm, Blattgrösse 29,4 x 40,7 cm, o.J. [um 1830]. / A Paris chez Alex[an]dre Tessier, Suc[cesseur] de M[ada]me V. Chereau, rue St. Jacques, No. 10.

[12] KUNST-BLATT. / Herausgegeben von Ludwig Schorn. – Zwanzigster Jahrgang 1839, No. 1-105. – Stuttgart u. Tübingen: J. G. Cotta'sche Buchhandlung 1839. – S. 132: Heute verbrannte das Diorama des Herrn Daguerre...

«Heute verbrannte das Diorama des Herrn Daguerre. Auch vierzig mit dem Daguerrotyp angefertigte Bilder sind zu Grunde gegangen.»


14. März 1839

Herschel gibt die Fixier-methode für die nächsten
175 Jahre bekannt

[13] J[ohn] [Frederick] W[illiam] HERSCHEL [um 1860]. Likeness from a recent photograph from life. Radierung 22,2 x 14,9 cm (knapp beschnitten).



[14] On the Chemical Action of the Rays of the Solar Spectrum on Preparations of Silver and other Substances, both metallic and non-metallic, and on some Photographic Processes.
Received and Read February 20, 1840. / John Frederick Wiliam HERSCHEL. In: Philosophical Transactions of the Royal Society 1840, S. 1-59.

     

April 1839: Erste Photographien als Holzstich gedruckt

 
[16a] Negativ und Positiv, Titelblatt «The Mechanic and Chemist», 13. April 1839

Die englische Kunst- und Wissenschafts-Zeitschrift «Machanic and Chemist» [16] hatte schon am 19. Januar über Daguerres Erfindung berichtet. Am 13. April wurde dann den Lesern – wohl weltweit zum ersten Mal – ein Negativ und das daraus erzeugte Positiv gezeigt [16a]. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt die Begriffe «Negativ» und «Positiv» noch gar nicht; «Negativ» musste beispielsweise als «reversed picture» umschrieben werden, «the white and illuminated parts become black in the picture, and vice versa».


[16b] «Photogenic Drawing», Titelblatt «The Mechanic and Chemist», 18. Mai 1839

Nach der doch eher schematischen Darstellung eines Negativs und eines Positivs, wurde dann am 18. Mai zum ersten Mal eine echte «Photogenische Zeichnung» als eine in Holz gestochene Reproduktion gezeigt [16b]. Dies ist weltweit das erste photographische Titelblatt einer Zeitschrift, auch wenn die Aufnahme von Insektenflügeln nicht in einer Camera obscura entstand, sondern ein Photogramm ist. Angefertigt wurde die Aufnahme von Mr. Ackermann, der in seinem Geschäft am 96, Strand in London auch einen «photogenic apparatus» zur Herstellung solcher Bilder anbot.

Eine Woche darauf, am 25. Mai, erschien dann noch ein weiteres photographisches Titelblatt mit dem Titel «Photogenic Printing» [16c]. Nach der Beschreibung handelt es sich dabei um eine Art «Cliché verre», also um eine beschichtete Glasplatte, auf die mit einer Radiernadel eine Zeichnung eingeritzt und dann photographisch vervielfältigt wurde.


[16c] «Photogenic Printing», Titelblatt «The Mechanic and Chemist», 25. Mai 1839

Der erste ausführliche Bericht über die Erfindung der Photographie in der Schweiz erschien im April-Heft des «Verbreiters gemeinnütziger Kenntnisse» [15]. Unter dem Titel «Daguerre's Lichtbilder» wurde eine deutsche Übersetzung von Jules Janins berühmten Artikel abgedruckt, der in der Zeitschrift «l'Artiste» erschienen war. Herausgebracht wurde der «Verbreiter» in Solothurn, redigiert von Otto Möllinger, dem Bruder von Franziska Möllinger, die heute als erste Daguerreotypistin der Schweiz gilt.

Samuel F. B. Morse (1891-1872), der Erfinder der Telegraphie, weilte gerade in Paris, als dort erste Einzelheiten der Daguerreotypie bekannt wurden. Er bemühte sich um ein Treffen mit Daguerre. So konnte er aus erster Hand von der Erfindung Daguerres nach Amerika berichten. Sein Brief, der erstmals am 20. April 1839 im «Observer» publiziert wurde, ist die erste ausführliche Beschreibung der Daguerreotyoie in Amerika. Die vorliegende Veröffentlichung in «Niles' National Register» erschien eine Woche später am 27. April 1839 [17].


 


Anfangs April 1839

Erste ausführliche Beschreibung der Daguerreotypie in der Schweiz



[15] Der VERBREITER GEMEIN-NÜTZIGER KENNTNISSE.
Zeitschrift für Volksbildung. Ein Inbegriff des Neuesten und Bewährtesten, aus dem Gebiete der Künste und Gewerbe, der Land- und Hauswirthschaft, der Natur- und Völkerkunde. / Redigirt von O[tto] Möllinger. – Siebenter Jahrgang 1839, Heft 1-12. – Solothurn: Gesellschaft für gemeinnützige Volksbildung 1839. – Heft 4, April 1839, S. 138-142: Daguerre's Lichtbilder.


13. April 1839

Als Holzstich gedrucktes Negativ und Positiv



[16] The MECHANIC AND CHEMIST. A Magazine of the Arts and Sciences.
Vol. IV, Heft I vom 5.1.1839 bis Heft XLVIII/XLIX 1839 (= kompl.). – London: G. Berger 1839.
a) Negativ und Positiv, 13. April 1839

b) «Photogenic Drawing», 18. Mai 1839

c) «Photogenic Printing», 25. Mai 1839


27. April 1839

Erste ausführliche Beschrei-bung der Daguerreotypie in Amerika



[17] NILES' NATIONAL REGISTER.
Printed and published, every Saturday, by William Ogden Niles. – Washington City, April 27, 1839.

 

     

Mai 1839: Talbots Verfahren «ein Kinderspielzeug»


[18] Daguerre: Boulevard du Temple, wahrscheinlich 1838, spätestens März 1839
[19] Talbot: Middle Window South Gallery Lacock Abbey, April 1839

Im Mai 1839 hatten nur ganz wenige «Eingeweihte» tatsächlich Photographien von Daguerre und Talbot gesehen. Kaum jemand konnte sich deshalb ein Bild darüber machen, welches der Verfahren besser war. Deshalb machte Arago den Vorschlag, dass einige britische Wissenschaftler, die beide Verfahren kannten, diese Frage vor der Akademie der Wissenschaften in Paris beantworten sollten.

Um zu veranschaulichen, was die Experten zu Gesicht bekamen, ist oben Daguerres berühmter Aufnahme vom Boulevard du Temple die beste erhaltene Kamera-Aufnahme (kein Photogramm!) von Talbot gegenübergestellt, die sicher vor Mai 1839 datiert werden kann.

In der «Gazette de France» [22] wurde dann am 30. Mai über die vergleichende Beurteilung der Verfahren von Daguerre und Talbot berichtet: «Ces messieurs en examinant les produit des opérations de M. Daguerre furent frappés d'admiration, et Sir J. Herschell [sic] entre autres déclara que les procédés anglais n'étaient que des jeux d'enfants comparés à ceux de M. Daguerre.» Talbot war entsetzt über die schlechte Beurteilung seines Verfahrens – ausgerechnet durch seine Landsleute!


[22] La Gazette de France, 30. Mai 1839

Friedrich Gerber (1797-1872) war Professor für Medizin und Tierheilkunde an der Universität Bern. Nach Bekanntmachung der Erfindung der Daguerreotypie am 7. Januar 1839 durch Arago meldete auch Gerber Prioritätsansprüche an. Gerber beschrieb seine Erfindung später kurz im «Handbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen und der Haussäugethiere» [20] und versprach, eine ausführliche Beschreibung des Verfahrens in «Müllers Archiv» zu publizieren. Der angekündigte Beitrag ist jedoch nie erschienen.


[20] Einzige Beschreibung von Friedrich Gerbers Erfindung

Umso erstaunlicher ist es, dass in Amerika – neben Daguerre und Talbot – ausgerechnet über den Berner Professor berichtet wurde. Einen Monat nach dem ersten ausführlichen Bericht über die Daguerreotypie in Amerika durch Samuel F. B. Morse (siehe Beitrag über den April 1839) berichtete nämlich auch der New-York Mirror [21] ausführlich über die Erfindung und insbesondere über die Prioritätsansprüche anderer Erfinder: «No sooner is M. Daguerre's theory hinted at, than a rival candidate for fame presents himself in the person of Mr. Talbot, an English F.R.S., who we now learn, has been long engaged in the same experiments as the French philosopher, and arrived at similar results. The next, we hear, is from Berne, in Switzerland, which boldly brings forward its claims alongside of London and Paris. A letter from that place, published in one of the Paris journals, assures us "that the art of producing images of objects with the aid of the camera obscura has been known here for many years. Professor Gerber make some experiments ten years ago, in which he seems to have advanced farther than M. Daguerre himself. He assures us, that he has produced  images on sheets of white papers by using nitrate of silver in a camera obscura; that he has found a way of representing the effect of light and shade; finally, that he was acquainted with a process founded on the same principle by the help of which, any desired number of copies might be taken of any experiment. The professor intended making some further experiments, but has not succeeded in finding such a room as he wished." From the other side of the channel comes the voice of Mr. Talbot, also claiming the honour of the discovery. Like Professor Gerber, he uses paper instead of M. Daguerre's copper plates; but he obtains exactly opposite effects, that is, lights where M. Daguerre has shades, and vice versa. But he does not pretend, as M. Gerber does, that he can multiply the impressions of any such copy.  We are to observe that Dr. Gerber seems thus far hardly to have reached his journey's end, since he has not arranged such an apartments as he wishes.»


 


25. Mai 1839

Amerika erfährt von der Schweizer Erfindung der Photographie



[20] Handbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen und der Haussäugethiere.
/ Grösstenteils nach eigenen Untersuchungen und mit Benutzung der neuesten Entdeckungen im Gebiete dieser Wissenschaft verfasst von Fr[iedrich] GERBER. – Zweite durchgesehene Ausgabe. – Bern: J. F. J. Delp 1844.

«Die natürliche Zartheit der Gegenstände wiedergeben, was nur die im Jahre 1836 von mir erfundene Kunst mittelst der zarten Hand der Natur selbst – gleichsam durch einen blossen Lichthauch herzaubert – erreichen kann.»



[21] NEW-YORK MIRROR.
A weekly journal devoted to literature and the fine arts. – New-York, Saturday, May 25, 1839.

«Professor Gerber make some experiments ten years ago, in which he seems to have advanced farther than M. Daguerre himself. He assures us, that he has produced  images on sheets of white papers by using nitrate of silver in a camera obscura.»


27. Mai 1839

Talbots Verfahren im Vergleich zur Daguerreotypie «ein Kinderspielzeug»



[22] La GAZETTE DE FRANCE.
Edition des Provinces et de l'Extérieur. – Jeudi, 30 Mai 1839.

«Sir J. Herschel entre autres déclara que les procédés anglais n'étaient que des jeux d'enfants comparés à ceux de M. Daguerre.»


Bildnachweise

[18] Reproduktion des Bayerischen Nationalmuseums München von 1963 (auf der Originalplatte ist das Bild heute nicht mehr sichtbar)

[19] The Russian Academy of Science, St. Petersburg

 

     

Juni und Juli 1839: Die Ruhe vor dem Sturm




[23] Das Oberhaupt der Elementargeister in der Gestalt eines Engels weiht den Besucher von Giphantie in allerlei Geheimnisse ein (Ausschnitt Frontispiz)

Nach den turbulenten Monaten Januar bis Mai geschah in den Monaten Juni und Juli nichts Nennenswertes. Es herrschte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Die Welt wartete gespannt auf die Bekanntgabe von Daguerres Verfahren. Man sagte, dass das Verfahren so einfach wäre, dass auch zeichnerisch völlig Unbegabte in die Lage versetzt würden, das flüchtige Bild auf einem Spiegel für die Ewigkeit festzuhalten.

Wie das Verfahren funktionieren könnte, wurde bereits 1760 – also 79 Jahre zuvor – als Fiktion beschrieben. Der Franzose Charles-François Thiphaigne de La Roche (1722-1774) erzählte in «Voyages à Giphantie» [22], wie «Elementargeister» Spiegelbilder auf Leinwänden festhielten, die mit einem «sehr klebrigen Stoff» überzogen waren. Das Oberhaupt der Elementargeister erklärte dies dem Besucher von Giphantie mit folgenden Worten (zitiert nach der deutschen Erstausgabe): «Du weisst, dass die Lichtstrahlen, von den verschiedenen Körpern zurückgeworfen, ein Bild geben und die Körper auf allen glänzenden Flächen, z. B. auf der Netzhaut des Auges, im Wasser und in den Spiegeln abbilden. Die Elementargeister haben diese flüchtigen Bilder zu fixieren gesucht. Sie haben einen sehr feinen Stoff zusammengesetzt, der sehr klebrig und sehr geneigt ist, trocken zu werden und sich zu erhärten; mit Hilfe desselben wird in einem Augenblick ein Gemälde gemacht. Sie überziehen mit diesem Stoff ein Stück Leinwand und bringen diese vor die Gegenstände, welche sie abbilden wollen. Die erste Wirkung der Leinwand ist diejenige eines Spiegels; man sieht darin alle nahen und fernen Körper, wovon das Licht ein Bild entwerfen kann. Aber was ein Spiegel nicht vermag, die Leinwand hält durch ihren klebrigen Überzug die Bilder fest. Der Spiegel gibt uns zwar die Gegenstände getreu wieder, aber er behält keinen zurück; unsere Leinwand gibt sie nicht weniger getreu wieder, aber hält sie auch alle fest. Diese Aufnahme der Bilder ist das Geschäft des ersten Augenblickes, die Leinwand nimmt sie auf. Man nimmt dieselbe auf der Stelle weg und bringt sie an einen dunklen Ort. Eine Stunde später ist der Überzug getrocknet und man hat ein Gemälde, welches um soviel schätzbarer ist, weil keine Kunst die Wahrheit desselben erreichen und die Zeit es auf keine Weise beschädigen kann.»

Über die reale Erfindung der Photographie schrieb dann im Jahre 1912 der deutsche Schriftsteller Max Dauthendey (1867-1918). In «Der Geist meines Vaters» [24] beschwor er die Zeit um 1839 nach mündlichen Erzählungen seines Vaters, dem Photographen Karl Albert Dauthendey (1819-1896). Im «Leipziger Stadtanzeiger» soll angeblich gestanden haben: «Flüchtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht bloss ein Ding der Unmöglichkeit, wie es sich nach gründlicher deutscher Untersuchung herausgestellt hat, sondern schon der Wunsch, dies zu wollen, ist eine Gotteslästerung.» Dieser viel zitierte Zeitungsartikel konnte nie nachgewiesen werden und muss deshalb ebenfalls der Fiktion zugerechnet werden.


 


1760

Photographie als Fiktion I



[23] Voyages à Giphantie.
[2 tomes en 1 volume.] / Par M*** [Charles-François TIPHAIGNE DE LA ROCHE]. – Troisième édition. – Paris: Bertrandet 1800.

«Aber was ein Spiegel nicht vermag, die Leinwand hält durch ihren klebrigen Überzug die Bilder fest. Der Spiegel gibt uns zwar die Gegenstände getreu wieder, aber er behält keinen zurück; unsere Leinwand gibt sie nicht weniger getreu wieder, aber hält sie auch alle fest.»


1839

Photographie als Fiktion II



[24] Der Geist meines Vaters [Karl Albert DAUTHENDEY].
Aufzeichnungen aus einem begrabenen Jahrhundert. / Max Dauthendey. – 4.-6. Tsd. – München: Langen 1921.

«Flüchtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht bloss ein Ding der Unmöglichkeit, wie es sich nach gründlicher deutscher Untersuchung herausgestellt hat, sondern schon der Wunsch, dies zu wollen, ist eine Gotteslästerung.»

 

     

19. August 1839: Geburtstag der Photographie




[25] Vereinigte Versammlung der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste im Institut de France am 19. August 1839. Am Tisch stehend François Arago, sitzend Daguerre und Isidore Niépce.

Es gibt zahlreiche Daten, die als «Geburtstag der Photographie» bezeichnet werden könnten. Etwa der 28. Mai 1816 als Niépce seinem Bruder berichtete, dass ihm erste Bilder in der Camera obscura auf Silbersalzpapier gelungen seien. Oder aber der 8. Dezember 1827 als Niépce seinen Bericht an die Royal Society verfasste, den später Francis Bauer mit einigen Héliographie-Mustern – darunter die berühmte Aufnahme «Point de vue du Gras» [1] – für die Nachwelt bewahrte.

Die Photogeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts entschied sich für den 19. August 1839 als gewissermassen «amtlich beglaubigtem» Geburtstag der Photographie. Dies mit einigem Recht, ist doch an diesem Tag das erste praktikable photographische Verfahren – die Daguerreotypie – vorgestellt und der Welt zum Geschenk gemacht worden. Ausführlich festgehalten wurde dies in den Comptes Rendus der Académie des sciences [26]. Unter dem Beisein von Daguerre und Isidore Niépce, dem Sohn von Nicéphore Niépce, stellte François Arago das Daguerreotypieverfahren der vereinigten Versammlung der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste im Institut de France vor. Die Erfindung sollte der Welt zum Geschenk gemacht werden. Dazu war bereits am 5. August ein Gesetz erlassen worden, welches Daguerre eine jährliche Leibrente von 6000 Francs und Isidore Niépce eine solche von 4000 Francs als Entschädigung zusprach. Arago schloss seinen Vortrag mit den Worten: «Cette découverte, la France l’a adoptée; dès le premier moment elle s’est montrée fière de pouvoir en doter libéralement le monde entier.»

Die «Gazette de France», die bereits am 6. Januar 1839 weltweit als erste Zeitung von der Erfindung der Photographie berichtet hatte [6], brachte am 21. August einen ausführlichen Artikel über das Daguerreotypie-Verfahren [27]. Darin werden auch die Titel von drei an der Sitzung gezeigten Daguerreotypien erwähnt. Es sind eine Aussenaufnahme «Une vue du pont Marie» und zwei Innenaufnahmen «L'intérieur du cabinet de M. Daguerre» sowie «Une ancienne tapisserie». In der Zeitschrift «Le Voleur» vom 25. August [28] berichtete Alphonse Donné unter dem Titel «Exposition du Daguerreotype», dass das neugierige Publikum bereits drei Stunden vor Beginn der Sitzung das Institut de France gestürmt hätte. Und auch er berichtet von den drei Muster-Daguerreotypien, die offenbar weiterhin ausgestellt waren. Wie lange diese kleine Ausstellung dauerte, und wie und wann sie für die Öffentlichkeit zugänglich war, wird leider nicht erwähnt.

In Bild [25] ist auf dem kleinen Tisch vor dem Rednerpodium eine Daguerreotypie-Kamera erkennbar und daneben der dazugehörende Kasten zur Entwicklung der Platte mit Quecksilberdampf. Wahrscheinlich konnte jedoch die Kamera [29] samt umfangreichem Zubehör und Handbuch im August noch nicht käuflich erworben werden. Mehr darüber im Monat September...


[29] Original Daguerreotypie-Kamera des Deutschen Museums


 


19. August 1839

Aragos Bericht an die Akademie



[26] COMPTES RENDUS hebdomadaires des séances de l'Académie des sciences.
Publiés conformement à une décision de l'académie. – Tome neuvième. Juillet - Dècembre 1839. – Paris: Bachelier 1839. – S. 249-267: Seance du Lundi 19 Aout 1839.

«Cette découverte, la France
l’a adoptée; dès le premier moment elle s’est montrée fière de pouvoir en doter libéralement le monde entier.»


21. August 1839

Erster Zeitungsbericht



[27] La GAZETTE DE FRANCE.
Edition des Provinces et de l'Extérieur. – Mercredi, 21 Août 1839.


25. August 1839

Daguerreotypie-Ausstellung



[28] Le VOLEUR.
Gazette des Journeaux français et étrangers. – Douzième Année, No. 11, 25 Aout 1839.


Bildnachweis

[25] Figuier, Les merveilles de la science, Bd. 3, 1888

[29] Deutsches Museum, München

     

September 1839: Daguerres Handbuch veröffentlicht


[31] Daguerreotypie-Kamera (Tafel IV) und Entwicklungs-Kasten (Tafel V)

Aufgrund der Ausführungen Aragos vom 19. August war es Spezialisten – etwa einem Optiker – prinzipiell möglich eine Daguerreotypiekamera zu bauen und das Verfahren anzuwenden. Eine breitere Anwendung war jedoch erst möglich, wenn Kamera und Handbuch tatsächlich käuflich erworben werden konnten. Dies war höchstwahrscheinlich, wie sich aus den Inseraten in der «Gazette de France» ergibt, erst um den 6./7. September herum möglich: In den Inseraten vom 21. August [30a] und 23. August [30b] wird nämlich erst um eine Subscription gebeten, und erst in den Inseraten vom 6. September [30c] und 7. September [30d] wird der vollständige Titel des Handbuchs genannt.

Pierre Georges Harmant, der die Erscheinungsweise der unterschiedlichen Handbücher genauer untersuchte [32], nimmt weiter an, dass es sich beim Handbuch um ein Gemeinschaftsprojekt handelte, bei dem die verschiedenen Herausgeber (Alphonse Giroux, Susse frères, Molteni u.a.) nur eigene Umschläge und Titelblätter verwendeten und es somit keine eindeutige Erstausgabe gibt. Die in der Sammlung befindliche «Nouvelle Édition» von Alphonse Giroux [31] kann als einzige sicher datiert werden: sie wurde am 28. September als «dépot légal» in der Bibliothèque nationale hinterlegt.


[30a] Gazette de France vom 21. August 1839: Inserat von Alphonse Giroux


[30b] Gazette de France vom 23. August 1839: Inserat von Susse frères


[30c] Gazette de France vom 6. September 1839: Inserat von Susse frères


[30d] Gazette de France vom 7. September 1839: Inserat von Alphonse Giroux


 


21. Aug. – 7. Sept. 1839

Inserate in der «Gazette de France»



[30] La GAZETTE DE FRANCE.
Edition des Provinces et de l'Extérieur.
a) Mercredi, 21 Août 1839
b) Vendredi, 23 Août 1839
c) Vendredi, 6 Septembre 1839
d) Samedi, 7 Septembre 1839


28. September 1839

Handbuch, Nouvelle Édition



[31] Historique et description des procédés de Daguerréotype et du Diorama.
/ Louis Jacques Mandé DAGUERRE. – Nouvelle Édition, corrigée et augmentée du portrait de l'auteur. – Paris: Alphonse Giroux et Cie. 1839 [28. September].


Referenz

[32] Pierre Georges Harmant, Deux énigmes et un fantôme, 1989.

 

     

Okt. – Dez. 1839: Daguerre in Zeitschriftenbeiträgen


[34] Lithographisches Porträt von Daguerre in «Europa» vom November 1839

Zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften berichteten im Jahre 1839 von Daguerres Erfindung. In der ersten Jahreshälfte waren dies jeweils eher kurze Berichte von Arogos Ankündigung und von anderen Erfindern, die glaubten, die Photographie ebenfalls erfunden zu haben. Nachdem das Verfahren dann am 19. August bekannt gegeben und im September auch Daguerres Handbuch erschienen war, konnten die Zeitschriften ausführlich über die Daguerreotypie berichten – bis hin zu ausführlichen Bauplänen und Bedienungsanleitungen.

In der Sammlung befinden sich Beiträge aus folgenden Zeitungen und Zeitschriften:

Johann Gottfried Dinglers «Polytechnisches Journal» [33] berichtete in deutscher Sprache am ausführlichsten über die Erfindung. Mit Hilfe des ausführlichen Bauplanes, der im ersten November-Heft [33d] erschien, konnte problemlos eine Daguerreotypie-Kamera mit allem Zubehör nachgebaut werden.

Ein schönes lithographisches Porträt von Daguerre wurde in der Zeitschrift «Europa» [34] veröffentlicht, die von August Lewald herausgegeben wurde. Statt über die genaue Herstellung machte sich hier ein Autor «Sr.» über die Folgen der Erfindung der Daguerreotypie Gedanken:

«Eben so wenig, wie die Erfindung der Buchdruckerkunst die Schreibfertigkeit minderte, wird die Lichtbildnerei die bildenden Künste verdrängen; und wie die Presse und der Steindruck jetzt den Dienst von vielen tausend Schreibern versehen, so wird die Camera obscura, bei weiterer Vervollkommnung, den Dienst vieler Zeichner und Abbildner technischer und naturhistorischer Gegenstände übernehmen, und es gilt von dieser Erfindung, wie von vielen andern, nämlich: dass mit der Zeit alles Handwerkmässige und Geistlose der Maschine und den Naturkräften überantwortet wird, damit der menschliche Geist, immer freier und mit vollkommeneren Hilfsmitteln ausgestattet, dem Edelsten und Höchsten sich zuwenden kann.»

Das «Magasin pittoresque» [35] hatte in Frankreich eine grosse Verbreitung. Entsprechend häufig wurde wohl der Bauplan aus Heft 47 als preisgünstige Alternative zu Daguerres Handbuch zum Nachbau einer Kamera verwendet. Die 5 Illustrationen entsprechen, mit kleinen Änderungen, denjenigen im Original-Handbuch.


[33d] Bauplan im ersten Novemberheft 1839 des «Polytechnischen Journals»


 


Okt. – Dez. 1839

Ausführlicher Bauplan auf deutsch



[33] POLYTECHNISCHES JOURNAL.

/ Herausgegeben von Johann Gottfried Dingler. Zwanzigster Jahrgang 1839, neunzehntes bis vierundzwanzigstes Heft (Oktober bis Dezember). – Stuttgart: Cotta'sche Buchhandlung 1839.
a) Erstes Oktoberheft, S. 55-65: Andrew Fyfe, Ueber Photographie.
b) Erstes Oktoberheft, S. 65-67: Mungo Ponton, Ueber ein wohlfeiles und einfaches Verfahren Papier für photographische Bilder ohne Anwendung eines Silbersalzes zuzubereiten.
c) Erstes Oktoberheft, S. 67-70: John Robinson, Ueber Daguerre's Photographie und besonders über die Theorie derselben.
d) Erstes Novemberheft, S. 191-199 (mit Abb. auf Tafel III): Das Daguerreotyp oder Beschreibung des Verfahrens und der Apparate, welche Hr. Daguerre zur Fixirung der Bilder der camera obscura anwendet.
e) Erstes Novemberheft, S. 199-201: Golfier-Besseyre, Über die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens zum Fixiren der Lichtbilder.
f) Erstes Dezemberheft, S. 370-372: Alfred Donne. Ueber die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens beim Fixiren der Lichtbilder.


November 1839

Mit Daguerres Porträt



[34] EUROPA.
Chronik der gebildeten Welt. / In Verbindung mit mehren Gelehrten und Künstlern herausgegeben von August Lewald. – 1839. Vierter Band [Oktober-Dezember]. – Stuttgart: Literatur-Comptoir 1839. – November, S. 375-378: Daguerre's Lichtbilder. Nach S. 432: Lithographie Daguerres.


November 1839

Preisgünstiger Bauplan auf französisch



[35] Le MAGASIN PITTORESQUE.
/ Rédigé, depuis la fondation, sous la direction de M. Éduard Charton. – Septième année [Sammelband aller 52 Hefte des Jahres 1839]. – Paris: Bureau d'abonnement/vente 1839. – S. 374-376 (Heft Nr. 47 vom November 1839): La photographie, ou le Daguerréotype.

 

     

Die Photographie in der Schweiz im Jahre 1840


[36b] [37] Camera obscura nach F. A. W. Netto im «Gewerbeblatt» und «Verbreiter»

Die erste vollständige Beschreibung der Photographie in der Schweiz erfolgte im Januar 1840 im «Schweizerischen Gewerbeblatt» [36]. Die Beschreibung der Daguerreotypie [36a] war mit 6 Holzstichen illustriert und folgte weitgehend dem Handbuch von Louis Jacques Mandé Daguerre. Für die Beschreibung der Photographie auf Papier [36b] bezog sich der unbekannte Verfasser auf William Henry Fox Talbot, Andrew Fyfe, Franz von Kobell, Adolph Steinheil und F. A. W. Netto. Aus Nettos Buch wurde die Anleitung zum Selbstbau einer Camera obscura aus Pappe übernommen.

Der Artikel im «Verbreiter» [37] ist identisch mit dem zweiten Teil des Artikels im «Schweizerischen Gewerbeblatt» [36b]. In beiden Publikationen ist die Camera obscura nach F. A. W. Netto abgebildet (Abbildung oben).


[39] Johann Baptist Isenring, Zeichnung von S. Buff aus dem Jahre 1865

Johann Baptist Isenring (1796-1860) war der erste Berufsfotograf der Schweiz. Vom 13. bis 27. August 1840 organisierte er in St. Gallen die erste Photoausstellung der Welt mit Stadtansichten, Gemälde-reproduktionen und Porträts. Die Ausstellung wurde anschliessend auch in Zürich, München, Augsburg, Wien und Stuttgart gezeigt. 1841 eröffnete er ein Atelier für Heliografie am Münchener Maximilianplatz. Ab 1842 war er unterwegs mit seinem «Sonnenwagen», einem Photoatelier auf Rädern, das weltweit als erste derartige Einrichtung gilt.

Für die Ausstellung liess Isenring einen Katalog [38] drucken, von dem nur ein Exemplar in der Vadiana St. Gallen erhalten blieb. Diese Ausstellung von 47 Daguerreotypien gilt als erste öffentliche Photoausstellung der Welt. Sie wurde in St. Gallen in seinem Atelier im Multertor vom 13. bis 27. August 1840 gezeigt. Der Katalog enthält ein längeres Vorwort, welches Einblick in die Arbeitsweise Isenrings gibt, und eine vollständige Liste der ausgestellten Daguerreotypien: Die ersten Versuche an leblosen Gegenständen (8 Bilder) – Porträts nach dem Leben (32 Bilder) – Lichtbilder in Farben (7 kolorierte Porträts).

Über das Kunst-Blatt wurde bereits im Zusammenhang mit dem Dioramabrand vom März 1839 berichtet. Im Jahre 1840 war diese Zeitschrift [40] eine der wenigen, die ausführlich über die Ausstellungen Isenrings in St. Gallen und München berichtete. Am 15.9.1840 berichtete sie, dass Isenring in St. Gallen «Porträts mit ganz geöffneten Augen» ausgestellt hatte, und am 5.10.1840 berichtete sie von einer «interssanten Sammlung von Lichtbildern» in München.


[40] Artikel im «Kunst-Blatt»

Mit diesem Ausblick auf die Schweizer Photographie im Jahre 1840 ist die Reihe «175 Jahre Photographie» abgeschlossen.


 


Januar 1840

Erste vollständige Veröffent-lichung des Daguerreotypie-Verfahrens in der Schweiz



[36] SCHWEIZERISCHES GEWERBEBLATT.
– Erster Jahrgang, Heft 1-5, 1840. – Solothurn: J. Gassmann Sohn 1840. – Januar-Heft:
a) Beschreibung des Daguerrotypes und des zur Darstellung der Lichtbilder in der Camera obscura zu befolgenden Verfahrens [nach Daguerre].
b) Die Erzeugung der Lichtbilder durch Silbersalze [nach Talbot, Fyfe, Kobell, Steinheil, Netto].



[37] Der VERBREITER GEMEIN-NÜTZIGER KENNTNISSE.
Zeitschrift für Volksbildung. / Redigirt von O[tto] Möllinger. – Achter Jahrgang 1840, Heft 1-12. – Solothurn: Jent & Gassmann 1840.


13.-27. August 1840

Erste öffentliche Photo-ausstellung der Welt in
St. Gallen



[38] Kunstausstellung, enthaltend eine Sammlung von Lichtbildern, meistens Porträts nach dem Leben.
/ Gefertigt im Mai, Juni und Juli 1840, von J[ohann] B[aptist] ISENRING, Maler, aus St. Gallen. – Faksimile des Ausstellungskataloges in: [39] Erich STENGER, Der Daguerreotypist J. B. Isenring, 1931.

[40] KUNST-BLATT. / Herausgegeben von Ludwig Schorn. – 21. Jahrgang 1840, No. 1-105. – Stuttgart u. Tübingen: J. G. Cotta'sche Buchhandlung 1840.

     

Nach oben